Sich vom Kaffee zu trennen, ist vielleicht das Schwerste wenn es um eine gesunde Lebensweise geht. Ich muss gestehen, dass mir das vor sechs Jahren auch sehr schwer fiel. Aber wenn man einmal auf Entzug war, fängt man nicht mehr so schnell damit an.

Scheingold: koffeinfreier Kaffee von Elbgold aus Hamburg
Bei mir müssen die Dinge offenbar immer völlig eskalieren, bevor ich sie aus meinem Leben entfernen kann. So war es mit vielen Dingen und auch mit dem Kaffee. Ich war gerade auf der Dienstreise meines Lebens: Ein paar Tage auf einem italienischen Kreuzfahrtschiff. Mit wahnsinnig netten Kollegen und dem weltbesten Kaffee. Und während ich mich von einer Kaffeebar zur nächsten meetete, schlug mein Herz wie eine Djembe-Trommel. Ich merkte es erst abends als ich mit Schnappatmung im Bett lag und vor Aufregung stundenlang nicht schlafen konnte. Mein Herz galoppierte mit mir durch die Nacht. Ich betete, dass ich den nächsten Morgen erleben möge. Irgendwann gegen fünf Uhr morgens schlief ich ein bisschen und wachte mit einer Erkenntnis wieder auf: Kaffee muss raus aus meinem Leben. Für immer. Egal wie gut er ist.
Als der Schmerz nachließ, kam die Sehnsucht
Und das tat ich. Ich lehnte Kaffeeangebote ab, bestellte stattdessen Wasser oder Kräutertee und ging auf Entzug. Es ging mir dabei nicht wie den Kids in „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ aber die Entzugserscheinungen waren trotzdem der absolute Wahnsinn. Mein Kopf dröhnte, ich war unfassbar übellaunig und meine Haut juckte. Als der Schmerz nachließ, kam die Sehnsucht. Ich lief mit hängender Zunge an jedem Coffeeshop vorbei, neidete Passanten den Coffee to go in der Hand und flippte in der Küche fast aus als der Bürokaffee durchlief. Aber ich blieb eisern. Kein Kaffee mehr.
Das zog ich ziemlich lange durch. Und nach zwei Jahren probierte ich das erste Mal koffeinfreien Kaffee. Mir fehlte der Geschmack. Ich liebte Kaffee, hatte aber keine Lust mehr, mein Herz der Koffeinpeitsche auszusetzen. Und so konnte ich Beides haben: Kaffee und Gesundheit.
Ich machte ein Kaffeeritual aus meinem koffeinfreien Kaffee. Ich probierte mich durch etliche Sorten und blieb beim Hamburger Elbold-Kaffee hängen. „Scheingold“ schmeckt wunderbar nach dunkler Schokolade, Süßholz und Malz. Ich besorgte mir eine Kaffeemühle (Hario, gibts auch bei Elbgold) und fing an, die Bohnen vor jeder Tasse frisch zu mahlen. Kaffee trinken wurde damit besonders. Mal eben eine schnelle Tasse? Geht bei mir nicht. Ich nehme mir für jede Tasse Kaffee Zeit und genieße sie dann erst Recht.
Meine Mutter erzählte mir neulich als sie mich bei meinem Kaffeeritual sah, dass es sie an früher erinnere. Als meine Oma in der Küche saß und mit ihrer alten Holzmühle den Kaffee mahlte. Der Duft erfüllte die ganze Küche. Meine Oma nahm sich für ihren Kaffee auch immer richtig viel Zeit.
Ich verwende zum Aufgießen übrigens immer nur sehr hochwertiges Wasser. Leitungswasser kommt mir nicht in den Kaffee. Warum, siehst Du schon nach kurzer Zeit: Dank des hohen Kalkgehalts sieht der Kaffee nämlich schnell nach Brackwasser aus. Während der Kaffee zieht, wärme ich die Milch auf. Am liebsten trinke ich meinen Kaffee mit Kokos-Reis- oder mit Hafermilch. Beide Milchsorten lassen sich auch gut schäumen.
Herzklopfen – und das nicht aus Liebe
Ja und dann? Nimmst du dir Zeit. Setzt dich in Ruhe irgendwo hin, starrst in die Luft und trinkst deinen Kaffee. So wie es die Leute früher taten als wir noch nicht mit Hochdruck durchs Leben gerannt sind. Als wir noch Pausen machten, die wirklich Pausen waren.
Du kannst in fast jedem guten Restaurant koffeinfreien Kaffee bestellen. Mir servierte man einmal bei einem Italiener dann aber doch welchen mit Koffein. Was soll ich sagen? Wenn man so lange von dem Zeug weg ist, hat man die ganze Nacht Herzklopfen. Und das nicht aus Liebe.
Warum Kaffee schädlich ist
Kaffee fördert die Ausschüttung von Adrenalin. Das ist ein Stresshormon. Es erhöht den Herzschlag und steigert die Muskelfunktion. Das Phänomen ist so alt wie die Menschheit. Es stammt aus einer Zeit, in der wir vor Tigern weglaufen mussten. Selbstverständlich waren das früher schon Stresssituationen. Wann immer wir Kaffee trinken und die Adrenalinproduktion anläuft, ist das eine künstlich provozierte Stresssituation. Haben wir davon nicht schon genug? Aber das Zeug macht ja immerhin wach. Das stimmt. Zumindest kurz. Auf Dauer lässt die Wirkung nämlich nach und dann fallen wir in ein tiefes Tal der Schläfrigkeit. Und brauchen die nächste Tasse. Unser Körper steht also immer wieder unter Stress. Zusätzlich zu unserem täglichen Leistungspensum ist das ganz schön erschöpfend. Zusätzlich übersäuert der Kaffee unseren Organismus. Die meisten trinken ihn mit Zucker und Kuhmilch. Beide enthalten zusätzliche Säuren.
Der Körper braucht am Morgen nach der langen Fastenzeit, in der wir viel Wasser verlieren, eher basische Getränke mit Mineralien. Kaffee sollte nie das erste Getränk am Morgen sein. Viel Wasser, Kräutertee, Gemüsesäfte oder warmes Zitronenwasser machen viel schneller wach als die dunkle Brühe.
Ach, und glaub nicht alles was du liest: In vielen Zeitschriften und Magazinen ist immer wieder die Rede davon, wie gesund das Zeug sei. Das mag auf einzelne Komponenten im Kaffee tatsächlich zutreffen. Aber das steckt ganz sicher nicht hinter diesen Botschaften. Immerhin hängen ja gleich mehrere Industriezweige im Kaffeegeschäft.
Wie machst du das mit dem Kaffee? Trinkst du noch welchen? Kannst du dir koffeinfreien Kaffee vorstellen?
Da bekomme ich auch direkt Lust mir eine Kaffeemühle zu besorgen – das klingt einfach super schön, Kaffee mahlen, aufgiessen, in Ruhe trinken. Und ist der Duft von Kaffee nicht schon mindestens die Hälfte des Kaffee-Rituals?
Werde ich ausprobieren! Danke für den schönen Post 🙂
Lea
Bin gar nicht drauf gekommen, koffeinfreien Kaffee zu trinken. Ist ja eigentlich total einfach. Jedenfalls hast Du mich echt motiviert, mal so einen Kaffeeentzug zu machen. Ich werde da jetzt mal rangehen. Danke für den inspirierenden Beitrag!