Es gibt ganze Künstlerausstellungen zu diesem besonderen Licht in Nordholland. Ob es auch Ausstellungen über die unglaubliche Freundlichkeit der Holländer gibt? Oder den wirklich guten Stil den sie haben? Und was ist mit tollen kleinen Städten? Ich glaube, ich bin verliebt.
Nordholland ist wie der beste Inder der Stadt. Oder dem besonderen Friseur oder dem echt guten Zahnarzt. Es muss dir erstmal jemand davon erzählen. Ohne den Rat eines lieben Kollegen (und später auch einer weiteren lieben Kollegin) wäre ich wohl niemals dort hingefahren. Und auch der Mann war erst skeptisch. Nordholland? Klang in seinen Ohren vermutlich so spannend wie ne Partie Schach oder eine Full Moon Party. Ich möchte fast behaupten, dass der Vorschlag im gleichen Emotionszentrum wie Pinneberg landete.
Und ich musste dann erstmal verdammt viel argumentieren damit wir dahin fahren konnte. Aber als ich dann sagte: „Ein Kollege fährt da immer hin. Und das ist ein guter Kollege. Das muss da wirklich nett sein“, gab der Mann nach wie in den Händen weich gewordene Knete. Und so fuhren wir. In einem März. Dem vermutlich besten Reisemonat, den man sich für Nordholland überlegen kann.
In Nordholland bist du immer am Meer
Kaum hatten wir die Koffer ausgepackt, zog es uns nach draußen. Ich hatte große Meeressehnsucht. Für jemanden der mal zur See gefahren ist, ist das Meer einfach immer zu weit weg. Und so fuhren wir ein paar lächerliche Minuten und hörten in der Ferne das leise Rauschen. So lange Sandstrände, so wenig Menschen, so viel Freiheit. Am ersten Abend knipste ich gleich zwei Speicherkarten mit der blauen Stunde voll. Den Rest der Zeit starrte ich einfach. Bis die Dunkelheit uns frösteln ließ. Wir zogen die Mützen tiefer und rannten sandigen Schrittes zurück zum Auto.
In Noordwijk machten wir ein paar Tage später Halt. Es hatte den ganzen Tag ein bisschen geregnet, die Luft war diesig und der Wind klang wütend. Aber irgendwie störte das nicht. Es gehörte halt so. Der salzige Schaum waberte uns um die Beine als wir endlose Kilometer ins weiße Nichts spazierten. Obwohl das Städtchen mich nicht so begeistern konnte, ist mir Noordwijk als Ort mit dem schönsten Licht in Erinnerung geblieben. Und als Ort mit den weltbesten Beachclubs. Einer schöner als der andere. Nach einem langen Spaziergang das Beste was dir passieren kann …

Camperduin
Oder war es vielleicht doch in Camperduin am Schönsten? Ohne die Empfehlung unserer holländischen Vermieters Thomas hätten wir diesen Ort wohl nicht entdeckt. Hat man erst einen Blick hinter die riesige Düne geworfen, liegt die Landschaft da wie gemalt. Kein Wunder, dass so sich so viele Künstler in Nordholland wohl fühlen. Hier muss man ja nur noch abmalen. 25 Meter hoch ist die Düne, die aus 35 Kubikmetern aufgeschüttetem Sand besteht. Sie schützt 1,2 Millionen Holländern vor dem stetig steigenden Wasserstand und den Sturmfluten.
Bevor wir wieder nach Hamburg fahren, halten wir ein letztes Mal am Meer und atmen tief ein. Schweren Herzens lassen wir das Meer zurück. Mal wieder. Aber es ist ja kein Abschied für immer.
Spazieren und wandern in Wald und Dünen
Von Bergen aan Zee oder auch von Edmond aan Zee kann man prima in den Dünen wandern. Eigentlich sind es Dünenwäldchen. Und sogar Schlangen soll es hier geben. Wir haben allerdings keine gesehen als wir fast im T-Shirt bei bestem Wetter durch den knöcheltiefen Sand spazierten. Auch wenn man nicht mehr kann: Noch diese eine Kurve, schnell noch sehen was hinter dem Hügel ist und so wandert es sich stundenlang. Langweilig wird es nie weil die Landschaft immer wieder ganz anders aussieht. Knorrige Bäume, verblühte Büschel von Erika und ganz viel Himmel. Fast ein bisschen wie in der Lüneburger Heide.
Auf unserem Weg durch das Nichts treffen wir immer wieder Leute. Bleiben stehen und quatschen. Das Kind malt Geschichten in den Sand, klettert auf Bäume und sucht Schlangen. Wir sind so zufrieden wie lange nicht mehr. Die stille Schönheit der Dünenwälder begleitet mich noch den ganzen Tag und lässt mich nachts tief schlafen.
Wunderschöne Städte: Haarlem und Alkmaar
So gern ich in der Natur bin, ein bisschen Stadt brauche ich trotzdem. Und so machen wir Trips nach Haarlem und Alkmaar. Beide haben ihre Magie. Ich könnte gar nicht sagen welche Stadt mir besser gefallen hat. Sie sind für sich einfach wunderschön. In Haarlem sitzen wir im Brinkmann Café draußen in der Sonne. Vor uns eine Appeltaart (Apfelkuchen) und warmen Tee. Die Sonne tut gut, kühl ist es aber trotzdem. Nach dem Kuchen entdecken wir ein paar echt schöne kleine Läden und ich bekomme einen Küchenkaufrausch im Dille & Kamille.

Das Brinkmann Café in Haarlem
In Alkmaar landen wir eher zufällig. Weil das Gastroangebot in Camperduin eher mäßig ist und wir großen Hunger haben, fahren wir schnell nach Alkmaar. Das Einparkmanöver ist nichts für Fahranfänger: Das Auto steht ohne Begrenzung direkt am Kanal. Ein paar Zentimeter verschätzt und du kannst dein Auto aus dem Kanal fischen (lassen). Übrigens solltet ihr hier unbedingt ein Ticket ziehen und rechtzeitig wieder zurück sein. Die Polizei schreibt hier sofort auf und für die Summe des Ticket-Überziehens kannst du gleich nochmal in den Urlaub fahren.
Wir schlendern jedenfalls ahnungslos durch die Altstadt, entlang an Kanälen und den gardinenlosen Fenstern der Nordholländer. Fast in jeder Wohnung sieht es aus wie im Einrichtungsmagazin. Wir bleiben stehen und staunen. Holen uns ein paar schöne Ideen und finden endlich das empfohlene Café des Kollegen.
Essen und shoppen in Nordholland
Diese Tipps können eigentlich lückenhafter nicht sein. Wir haben vermutlich nur ein Bruchteil der schönen Läden, Restaurants und Cafés entdeckt. Ein großes Highlight war das Barista Café. Als ich frage ob ich einen koffeinfreien Kaffee mit Mandelmilch haben kann, nickt die Bedienung und sagt: „Of course, we have all kinds of coffee.“ Wenig später nippe ich an einem köstlich cremigen Kaffee.
Was Interieur angeht, kann man sich in Haarlem gar nicht satt sehen. Ein Laden nach dem anderen und alle haben die besten Einrichtungsideen, die coolsten Lampen und Möbel. Bei Ekster and Jay möchte ich alles kaufen. Der Shop-Besitzer ist zudem unglaublich nett und fragt uns welche Trends wir in Deutschland gerade haben. Es nützt nichts, wir können nichts mehr tragen und ich will ja noch zu Dille & Kamille.

Für Kochfans: Dille & Kamille in Haarlem
Und dann bin ich im Paradies. Dille & Kamille heißt der Stoff aus dem meine Küchenträume sind. Der Tipp einer Kollegin, die mich wirklich sehr gut kennt. Regaler voller schöner schlichter Teller, Schüsseln und Tassen liegen neben allen Arten von Kellen und Küchenwerkzeugen. Daneben stehen Kochzutaten, Backformen, Körbe und sogar Pflanzen. Kann ich hier bitte einziehen? Ich laufe endlos lange durch den Laden. Irgendwann zupft das Kind mich am Arm: „Ich weiß, Du liebst das hier aber ich kann jetzt wirklich nicht mehr.“ Bestes Kind der Welt. Ich kaufe zwei Schüsseln und jede Menge Kleinkram und ein großes Eis für meine Kleine.

„Breakfast Lunch for 2“ im Anne & Max
In Alkmaar finden wir nach einem langen Spaziergang den Tipp des Kollegen „Anne & Max„. Wir dürfen exklusiv im dazugehörigen Hausboot sitzen und werden sehr lieb empfangen und bedient. Bald steht ein „Breakfast Lunch“ vor uns auf dem Tisch. Glutenfreies Brot inklusive. Dazu gibts Quinoa-Salat, einen kleinen Auflauf aus Lachs und Ei und herrlich warme Kürbissuppen. Dazu Hummus und Guacamole. Wir bleiben fast drei Stunden und fahren dann satt und zufrieden in unser Haus in Bergen aan Zee.
Ein letzter Tipp bleibt noch zu erwähnen: Wenn ihr mal in Noordwijk seid, geht unbedingt ins Alexander. Sucht euch einen Tisch am Fenster und bestellt die Nachos. Ich glaube, Bessere habe ich noch nirgendwo gegessen (Tortilla Chips sind sogar glutenfrei). Knusprige Tortilla Chips, unglaublich guter Käse, Sauerrahm und viel frisches Gemüse machen, dass die Schüssel ganz schnell leer ist. Auf den Nachbartischen wurden holländische Tapas serviert. Auch die sahen unheimlich gut aus.

Tipp für Noordwijk: Beachclub Alexander
Neueste Kommentare